Eine Bewerbung zu schreiben oder sich
den Fragen in einem Vorstellungsgespräch zu stellen, macht viele Bewerber
nervös. Der Grund: Es gibt möglicherweise eine oder mehrere Lücken im
Lebenslauf. Diese bedeuten jedoch nicht automatisch, dass geringere Chancen auf
eine Anstellung bestehen. Die Frage ist, wie man mit den Lücken umgeht. Adrian
Thoma von Thoma & Partner steht im Zuge eines Interviews Rede und Antwort
und gibt wertvolle Tipps.
Zu einer
erfolgreichen Karriere gehört für viele Arbeitnehmer ein 1A Lebenslauf. Daher
die Frage vorweg: Gibt es ihn überhaupt, den perfekten Lebenslauf?
All
diejenigen, die mit sorgenvoller Miene auf den eigenen Werdegang blicken, kann
ich beruhigen: Den perfekten Lebenslauf gibt es wirklich nicht. Um bei der Personalabteilung
bzw. Unternehmen Interesse am eigenen Lebenslauf zu wecken, sollte dieser
dynamisch aufgebaut sein. Damit meine ich, dass man die jeweiligen Stationen
zunächst erfassen und dann entsprechend aufarbeiten sollte. Wird bei einer
Position beispielsweise Ihre Fähigkeit im Bereich Projektmanagement gefordert,
sollten Sie dahingehende Erfahrungen gezielt offenlegen. Beim der Aufbereitung
des Lebenslaufs geht es darum, auf den ersten Blick Relevanz zu schaffen und
sich als vielversprechender Bewerber zu positionieren.
Sie sprechen von
der Aufbereitung des eigenen Lebenslaufs, doch genau dabei stolpern Bewerber
über Lücken. Sollte man ehrlich mit diesen umgehen oder versuchen, sie zu
beschönigen?
Bewerber
sollten unbedingt ehrlich mit den Lücken umgehen – früher oder später kommen
sie sowieso ans Tageslicht. Das geschieht häufig noch innerhalb des
Bewerbungsprozesses, denn die Personalabteilung und Unternehmer sind sehr
erfahren damit, Lebensläufe zu prüfen. Dass ein 28-jähriger schon sechs
mehrmonatige Fremdsprachenaufenthalte in den USA gemacht hat, klingt
beispielsweise eher unglaubwürdig. Bei dieser Art von Beschönigung
aufzufliegen, ist mehr als unangenehm, schliesslich wird man an Ihrer
Ehrlichkeit und Loyalität gegenüber dem Unternehmen zweifeln.
Das Prinzip lautet
also: Ehrlichkeit währt am längsten. Gibt es Lücken, die besonders gut oder
schlecht ankommen?
Der
gerade angesprochene Sprachaufenthalt, Weiterbildungen oder auch eine Weltreise
mit dem Partner sind generell gerngesehene Lücken. Anders verhält es sich
leider bei den Themen Arbeitslosigkeit, Vaterschaftsurlaub, Burnout und
Hausbau. Oder den Lücken, in denen man arbeitstechnisch einfach unproduktiv
war.
Und was sagt ein
Arbeitgeber zu einem Sabbatical?
Ein
Sabbatical würde ich ebenfalls als „positive Lücke“ im Lebenslauf bezeichnen.
Ob es sich förderlich auf Ihre Erfolgschancen auswirkt, hängt vor allem davon
ab, wie Sie das Sabbatical verkaufen. Als „ein Geschenk an meine Frau nach zehn
glücklichen Ehejahren“ kommt natürlich besser an, als wenn Sie berichten, dass
Sie „nach dem Stress und der schlechten Zeit bei der Firma XY“ eine Auszeit
benötigten.
Eben haben Sie das
Thema Arbeitslosigkeit angesprochen. Wie sollte ein Bewerber damit umgehen?
Heute
muss sich jeder Arbeitnehmer im Laufe seines Arbeitslebens mindestens 1-3-mal
damit befassen, dass er arbeitslos werden könnte. Wir leben in anderen Zeiten
als unsere Eltern, die noch davon ausgingen, ihre Rente im gleichen Unternehmen
zu erreichen, in dem sie ihre Karriere begannen. Beim Thema Arbeitslosigkeit
ist es wichtig, offen zu sein und transparent darzulegen, warum man arbeitslos
wurde bzw. während der Kündigungszeit bis jetzt noch keinen passenden Job
gefunden hat. Wenn Sie ein gefragter IT-Spezialist in den besten Jahren sind,
wird man Ihnen kaum abnehmen, dass Sie in nützlicher Frist keinen neuen Job
gefunden haben. Wenn Sie sich jedoch in einem wirtschaftlich schwierigen Umfeld
wie dem Bankensektor bewegen oder um die 50 plus sind, können Sie mit
Verständnis für Ihre Situation rechnen.
Zum Schluss noch eine eher praktische Frage: Sollte man die Lücken im Bewerbungsgespräch direkt thematisieren oder nur darauf eingehen, wenn man angesprochen wird?
Ich
empfehle, positive Lücken (Weiterbildung, Sprachaufenthalt) auf jeden Fall zu
erwähnen, um hervorzuheben, auch in Zukunft proaktiv an sich arbeiten zu wollen
und „mehr“ zu leisten als andere. Negative Lücken sollten Sie nur ansprechen,
wenn Sie danach gefragt werden. Eine gute Vorbereitung ist dabei das A und O.