(Mut zur) Lücke im Lebenslauf: Adrian Thoma gibt im Interview wertvolle Tipps für Bewerber

Montag, 16. Oktober 2017 - (Mut zur) Lücke im Lebenslauf: Adrian Thoma gibt im Interview wertvolle Tipps für Bewerber

Eine Bewerbung zu schreiben oder sich den Fragen in einem Vorstellungsgespräch zu stellen, macht viele Bewerber nervös. Der Grund: Es gibt möglicherweise eine oder mehrere Lücken im Lebenslauf. Diese bedeuten jedoch nicht automatisch, dass geringere Chancen auf eine Anstellung bestehen. Die Frage ist, wie man mit den Lücken umgeht. Adrian Thoma von Thoma & Partner steht im Zuge eines Interviews Rede und Antwort und gibt wertvolle Tipps.

Zu einer erfolgreichen Karriere gehört für viele Arbeitnehmer ein 1A Lebenslauf. Daher die Frage vorweg: Gibt es ihn überhaupt, den perfekten Lebenslauf?

All diejenigen, die mit sorgenvoller Miene auf den eigenen Werdegang blicken, kann ich beruhigen: Den perfekten Lebenslauf gibt es wirklich nicht. Um bei der Personalabteilung bzw. Unternehmen Interesse am eigenen Lebenslauf zu wecken, sollte dieser dynamisch aufgebaut sein. Damit meine ich, dass man die jeweiligen Stationen zunächst erfassen und dann entsprechend aufarbeiten sollte. Wird bei einer Position beispielsweise Ihre Fähigkeit im Bereich Projektmanagement gefordert, sollten Sie dahingehende Erfahrungen gezielt offenlegen. Beim der Aufbereitung des Lebenslaufs geht es darum, auf den ersten Blick Relevanz zu schaffen und sich als vielversprechender Bewerber zu positionieren.

Sie sprechen von der Aufbereitung des eigenen Lebenslaufs, doch genau dabei stolpern Bewerber über Lücken. Sollte man ehrlich mit diesen umgehen oder versuchen, sie zu beschönigen?

Bewerber sollten unbedingt ehrlich mit den Lücken umgehen – früher oder später kommen sie sowieso ans Tageslicht. Das geschieht häufig noch innerhalb des Bewerbungsprozesses, denn die Personalabteilung und Unternehmer sind sehr erfahren damit, Lebensläufe zu prüfen. Dass ein 28-jähriger schon sechs mehrmonatige Fremdsprachenaufenthalte in den USA gemacht hat, klingt beispielsweise eher unglaubwürdig. Bei dieser Art von Beschönigung aufzufliegen, ist mehr als unangenehm, schliesslich wird man an Ihrer Ehrlichkeit und Loyalität gegenüber dem Unternehmen zweifeln.

Das Prinzip lautet also: Ehrlichkeit währt am längsten. Gibt es Lücken, die besonders gut oder schlecht ankommen?

Der gerade angesprochene Sprachaufenthalt, Weiterbildungen oder auch eine Weltreise mit dem Partner sind generell gerngesehene Lücken. Anders verhält es sich leider bei den Themen Arbeitslosigkeit, Vaterschaftsurlaub, Burnout und Hausbau. Oder den Lücken, in denen man arbeitstechnisch einfach unproduktiv war.


Und was sagt ein Arbeitgeber zu einem Sabbatical?

Ein Sabbatical würde ich ebenfalls als „positive Lücke“ im Lebenslauf bezeichnen. Ob es sich förderlich auf Ihre Erfolgschancen auswirkt, hängt vor allem davon ab, wie Sie das Sabbatical verkaufen. Als „ein Geschenk an meine Frau nach zehn glücklichen Ehejahren“ kommt natürlich besser an, als wenn Sie berichten, dass Sie „nach dem Stress und der schlechten Zeit bei der Firma XY“ eine Auszeit benötigten.

Eben haben Sie das Thema Arbeitslosigkeit angesprochen. Wie sollte ein Bewerber damit umgehen?

Heute muss sich jeder Arbeitnehmer im Laufe seines Arbeitslebens mindestens 1-3-mal damit befassen, dass er arbeitslos werden könnte. Wir leben in anderen Zeiten als unsere Eltern, die noch davon ausgingen, ihre Rente im gleichen Unternehmen zu erreichen, in dem sie ihre Karriere begannen. Beim Thema Arbeitslosigkeit ist es wichtig, offen zu sein und transparent darzulegen, warum man arbeitslos wurde bzw. während der Kündigungszeit bis jetzt noch keinen passenden Job gefunden hat. Wenn Sie ein gefragter IT-Spezialist in den besten Jahren sind, wird man Ihnen kaum abnehmen, dass Sie in nützlicher Frist keinen neuen Job gefunden haben. Wenn Sie sich jedoch in einem wirtschaftlich schwierigen Umfeld wie dem Bankensektor bewegen oder um die 50 plus sind, können Sie mit Verständnis für Ihre Situation rechnen.

Zum Schluss noch eine eher praktische Frage: Sollte man die Lücken im Bewerbungsgespräch direkt thematisieren oder nur darauf eingehen, wenn man angesprochen wird?

Ich empfehle, positive Lücken (Weiterbildung, Sprachaufenthalt) auf jeden Fall zu erwähnen, um hervorzuheben, auch in Zukunft proaktiv an sich arbeiten zu wollen und „mehr“ zu leisten als andere. Negative Lücken sollten Sie nur ansprechen, wenn Sie danach gefragt werden. Eine gute Vorbereitung ist dabei das A und O.


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